Florian Keiper berichtet von dreieinhalb Monaten Europa auf dem Fahrrad.
Florian Keiper begrüßt mich in seiner WG in Berlin-Kreuzberg. Seit kurzem ist er von seiner dreieinhalbmonatigen Fahrradtour quer durch Europa zurückgekommen. Dass er nun wieder nicht jeden Tag neue Leute kennenlernt und die Welt radelnd erfährt, daran muss er sich nach der langen Zeit erst wieder gewöhnen.
Flo fuhr von Berlin nach Athen und wieder zurück und verband die Reise mit dem Kennenlernen vieler verschiedener Fahrrad-Projekte. Neben Critical Mass-Veranstaltern, die wie in Skopje innerhalb von 1,5 Jahren aus dem Nichts heraus regelmäßig 400 Teilnehmer mobilisieren, traf er sich unter anderem mit Fahrradfestival-Betreibern und Eurovelo-Zuständigen. Dabei begeisterte ihn vor allem, wie sich viele Fahrradgruppen in kürzester Zeit bilden und mit unglaublicher Begeisterung und Durchhaltekraft ans Werk gehen, und das in Städten, in denen Fahrräder größtenteils überhaupt noch nicht zum Stadtbild gehören.
Die Idee, eine solche Tour zu fahren, stand schon seit einiger Zeit fest und reifte vor allem im letzten Jahr zu einem konkreten Plan heran. Ab Oktober 2012 stand die Route fest, im Dezember begann Flo, Fahrradgruppen zu kontaktieren, die Interesse daran hatten, ihm ihre Stadt und deren Fahrradpotential zu zeigen.
Auf der Tour traf Flo die unterschiedlichsten Menschen, erreichte teilweise fahrradleere Städte und fast nur freundliche, offene Menschen. Flo machte die Entdeckung, dass vor allem jüngere Menschen das Fahrrad in den Städten benutzen, und dass das Fahrrad teilweise – etwa in Skopje – nur als Sportgerät bekannt ist. So langsam setzt sich aber in den von Flo besuchten europäischen Städten der Trend durch, mit dem Rad auch zur Arbeit oder Uni zu fahren. In den Dörfern nutzten hingegen nicht nur die Jungen das Fahrrad, etwa zum Erledigen von Einkäufen.
Die meisten Menschen auf der Straße sprachen Flo neugierig auf sein Fahrrad und die vielen Taschen an. Das Fahrrad war also häufig Ice-Breaker, um mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Vor allem die unglaubliche Gastfreundschaft hat es Flo angetan. Ob Wohnung, Essen oder Waschmaschine, alle Fahrradgruppen waren äußerst nett zu dem ungewöhnlichen Gast. „Das besondere ist, diese Menschen zu treffen und diese extreme Gastfreundschaft zu erleben. Sich auch ohne Sprache verständigen zu können. Das Menschliche einfach“, so fasst Flo seine besten Erlebnisse der Tour zusammen.
Fahrräder gehören in Berlin zum Stadtbild, sie sind einfach überall. Man vergisst schnell, dass das in anderen Städten nicht so ist. Ich habe Städte gesehen, in denen man kein einziges Fahrrad sieht.
Nur einige Autofahrer reagierten teilweise aggressiv und unbedarft, denn sie waren es nicht gewohnt, einen Radfahrer in ihrer Stadt anzutreffen. Da musste er sich schon ganz schön behaupten, und hofft, dass er dieses eher aggressive Verhalten in Berlin wieder ablegen kann. Denn, so beschreibt Flo die Lage in Berlin, „Fahrradfahren in Berlin ist sowas von geil.“ Diese Ansicht hat sich durch seine Tour noch verstärkt: „die breiten Straßen, die guten Ausweichmöglichkeiten für Radfahrer, das rücksichtsvolle Verhalten der Autofahrer. Ich weiß, dass es nicht so ist, aber im Vergleich zu dem, was ich teilweise erlebt habe… Fahrräder gehören in Berlin zum Stadtbild, sie sind einfach überall. Man vergisst schnell, dass das in anderen Städten nicht so ist. Ich habe Städte gesehen, in denen man kein einziges Fahrrad sieht.“
Einen Tipp gab Flo mir noch für Menschen mit, die vielleicht ähnliches planen: Seid offen und geht auf Leute zu, wenn ihr Hilfe braucht. „Egal was passiert, ich werde am Ende was zu Essen, was zu Trinken und einen Schlafplatz finden. Und ich finde auch immer Leute, die mir helfen.“ Wer konkrete Tipps zur Ausrüstung braucht, wende sich einfach an Flo direkt. Den kompletten Reisebericht im Blogformat findet ihr hier.
Coverfoto: Florian Keiper/Alle Rechte vorbehalten